1. FRC von 1882 e.V. - Erste Gründungsphase: 1882 - 1918
2. FRC von 1882 e.V. -Aufschwung und Stabilisierung: 1918 - 1933
3. FRC von 1882 e.V. - Anpassung und Untergang: 1933 - 1945
4. Ruhen des Frankfurter Rudersports: 1945 - 1967
5. FRC von 1882 e.V. - Neubeginn und Selbstbesinnung: 1968 - 1989
6. Selbstbestimmung und Entwicklung: 1989 – 2015
7. Persönlichkeiten der Frankfurter Rudergeschichte
8. Frankfurter Rudermarathon
1. FRC von 1882 e.V. – Erste Gründungsphase: 1882 – 1918
1881 begeisterten Schülerruderer aus Ohlau die Frankfurter Lehrerschaft. Es entstand die Idee, einen Frankfurter Schülerruderverein, den späteren "Triton" zu gründen. Die Idee wurde ein Jahr später, am Freitag, dem 26. Mai realisiert. Dem folgte am Sonntag, dem 28. Mai eine Stromparade von 50 Ruderern auf der Oder auf Höhe der Stadtbrücke, in dessen Anschluss ab 8 Uhr im Gesellschaftshaus ein "Rudertag" abgehalten wurde. Hier stellte Dr. Lampe den Antrag, eine "Kommission" zu wählen, welche die Gründung eines Rudervereins in Frankfurt(Oder) betreibe.
Damals trafen sich Breslauer, Berliner und Stettiner Ruderer
· des "Erster Breslauer Ruder-Verein" und des Ruder-Club "Wratislawia" - aus Breslau
· des "Berliner Ruder-Club", des "Berliner Ruder-Verein von 1876" des Ruder-Verein "Neptun" und des Ruder-Verein "Netti" - aus Berlin
· des Ruderclubs "Vineta", des Ruderclubs "Sport" und des Ruderclub "Germania" - aus Stettin in Frankfurt.
Die Begeisterung war sehr groß und die Gründung des Frankfurter Ruder-Clubs von 1882 e.V. nur 4 Tage später - am 1. Juni 1882 - bereits geschehen. Noch viele Jahre danach sprach man davon, wie die fünf Begründer des Clubs, die Herren Schoene, Henschel, M. Noack, O. Richter und Eilers die fünf Vorstandsämter im Vertrauen auf die kommenden Mitglieder unter sich verteilt hatten. Bereits am 19. Juni hatte der Verein 17 Mitglieder.
Mit dem Training wurde umgehend - zunächst in einem geliehenen Boot - begonnen. Das erste eigene Boot war ein schweres, seetüchtiges Achter-Dollen-Gig "Nymphe". Noch im selben Jahr folgten ein Sechser-Dollenrennboot und ein Gig-Dollenvierer.
Erst 1883 konnte mit einem schwimmenden Bootshaus auch für die richtige Unterbringung der Boote gesorgt werden. Der Verein wuchs zunehmend, so dass bereits 1884 ein weiteres Boot, ein Gig-Zweier zur Ergänzung der Flotte gekauft werden konnte. In dieser Zeit liegt sowohl der Beginn der Wanderruderei der Frankfurter als auch die Festlegung der Vereinsflagge in rot-weiß mit dem Hahn.
1885 nahm erstmals eine Frankfurter Rennmannschaft an Regatten in Berlin und Stettin teil. Zu diesem Zweck stellte der Verein eigens einen englischen Trainer, Herrn Tarner, ein, der in wenigen Tagen die Frankfurter Mannschaft schnell machen sollte. Es hat geholfen. Alle Rennen wurden gewonnen - im 4er-Dollen-Rennboot und im Klinker-Einer.
Die Mitgliederzahl wuchs unterdessen auf 78, davon 21 aktive Ruderer und die Vergrößerung des Bootsparks ließ 1886 den Wunsch nach einem größeren Bootshaus entstehen. Der Plan, ein festes Clubheim zu bauen, konnte nicht umgesetzt werden. So blieb nur die Möglichkeit, das schwimmende Bootshaus zu erweitern. Die Erweiterung erfolgte durch den Bau einer schwimmenden Bootshalle, während das bisherige Bootshaus als Empfangszimmer, Duschraum und Ankleidezimmer diente.
So wurde aus dem Bootsplatz an der Löweninsel ein Anziehungspunkt auch für inaktive Mitglieder und "ihrer Damen". Die Einweihung erfolgte am 25. Mai 1886. Der Zuwachs in den Folgejahren betrug immerhin 24 Mitglieder.
In den Folgejahren stand das Wanderrudern im Mittelpunkt. Die Mitgliederzahl pegelte sich um 90 ein. 1891 fuhren die älteren aktiven Mitglieder im Zweier-Riemer und Vierer-Riemer von Aussig bis Dresden. Das war die erste Wanderruderfahrt, die weit weg von den heimatlichen Gewässern durchgeführt wurde.
1892 wurde von der Stadt ein Pachtvertrag am westlichen Oderufer - zentral gelegen - ermöglicht. Die schwimmenden Bootshäuser wurden fest auf das Land gesetzt und eine geräumige Veranda angebaut. Die gestaltete Außenanlage verlieh dem Platz Anziehungskraft und war Punkt vieler geselliger Veranstaltungen.
Die Wirkung eines Bootshauses auf die Mitgliederzahl machte sich schnell deutlich: Ende 1892 waren es bereits 105 Mitglieder und sie pegelte sich bis 1914 zwischen 120 und 140 ein.
Wanderfahrten und regelmäßige Vergnügungsveranstaltungen prägten das Vereinsleben. 1893 wurden 492 Fahrten durchgeführt und 4.143 km gerudert - ein Beweis der großen Ruderfreudigkeit des FRC - jedoch auch ein Beleg dafür, dass die "kurzen Ausfahrten" üblich gewesen waren.
Brand beim FRC von 1882
Am 18. April 1894 brach abends, nach 10 Uhr auf unaufgeklärte Weise in den Bootshäusern ein Brand aus, der die Häuser, sämtliche Boote und alles Inventar vernichtete. Erhalten blieben nur Steg, Fahnenmast und einige im Garten befindliche Tische und Stühle.
Mit Hilfe der Versicherungssumme wurde der Wiederaufbau beschlossen und in weniger als 3 Monaten als Leichtbau realisiert.
Neue Boote wurden bestellt: 4 Vierer und 2 Doppelzweier. Die Ausschließlichkeit der Gig-Ruderei wurde gegen Ende des Jahres aufgegeben und gemeinsam beschlossen, die Rennruderei wieder aktiv zu fördern. Der Kauf eines Rennvierers und Bestreitung auswärtiger Regatten waren die logische Konsequenz.
Die finanzielle Mehrbelastung des Vereins wurde in diesem Jahr weitestgehend durch Spenden der Mitglieder ausgeglichen.
1895/96 wurden zwar die Regatten in Berlin zu keinem Erfolg, jedoch fand auf Anregung des Ruderklub Crossen in Crossen am 28. Juli 1895 eine interne Regatta statt, woran sich der FRC, Glogau und Neusalz beteiligten - Erste Kontakte der Oderruderer bei internen Regatten.
Erst 1900 gelang es wieder Rennruderern vom FRC, am Siegersteg festzumachen. Unter Leitung von Hans Reinmann wurde ein Frankfurter Vierer in Berlin, Dresden und Brieg erfolgreich. Im Folgejahr führte Hans Reinmann einen weiteren Vierer zum Sieg in Brieg, um dann im Jahr 1903 Erfolge in Dresden, Breslau und Stettin folgen zu lassen.
Die folgenden Zeilen lassen den Stolz ahnen, den der noch junge Frankfurter Verein verspürte:
"Wir können die Leistungen dieses Jahres als den Höhepunkt sportlicher Entwicklung der jüngeren Generation unseres Clubs betrachten. Ernstes Wollen hat uns zum Können geführt, in scharfem Wettstreit hat unsere Mannschaft bewiesen, daß sie fähig war, zu sagen "ich will!" und darum war sie auch berechtigt, ihrem neuen Boote den anspruchsvollen Namen "Volo" zu geben. Möge dieses "Volo!" weiter leben in unseren jungen Mitgliedern zu Nutz und Fromme der Ziele, welche wir erstreben."
In den Folgejahren kamen keine Mannschaften zusammen - Krankheit, berufliche und militärische Verhinderung waren die Gründe. Erst 1909 sollte es wieder einen Sieg in Magdeburg - wieder unter dem Trainer Hans Reinmann - geben.
Das Wanderrudern wurde jedoch lebhaft betrieben. Dazu wurde auch der Bootspark erweitert. Breslau, Guben, Fürstenberg, Küstrin, Landsberg, Stettin waren gesuchte Ruderziele.
1907 wurde bereits die 25-Jahr-Feier begangen. Festessen, Ball, Bootstaufe, Frühschoppen und Dampferfahrt waren ein umfangreiches Programm.
In diesem Jahr wurde in Abstimmung mit den in der Nähe gelegenen Rudervereinen beschlossen, mit dem Frankfurter Ruder-Verein von 1889 Ruderregatten auf dem Brieskower See abzuhalten.
Diese Regatten fanden ihre alljährliche Wiederholung bis zum Jahre 1910 und sie hatten ihren Zweck, den beteiligten Vereinen einen Ersatz für die ihnen aus verschiedenen Gründen meist verschlossenen Verbandsregatten zu bieten und durch den engeren Wettbewerb auf dem kleinen Gebiet die Ruderei zu fördern. Auf Grundlage der Erfahrungen wurde 1910 die "Freie Rudervereinigung an der mittleren Oder" mit dem Leitmotiv wechselnder Regattaplätze gegründet. 1911 fand die erste Regatta in Cüstrin statt. Unterdessen forderte der Deutsche Ruderverband die Abhaltung der Vereinigungs-Regatten nach den gleichen Bestimmungen, wie sie für die Verbands-Regatten galten. Diese waren jedoch nicht auf die vorrangig im Gig-Boot ausgefahrenen Wettkämpfe ausgerichtet. Da der FRC seine Interessen am Vertretertag nicht durchsetzen konnte, trat der FRC aus dieser Vereinigung aus, blieb ihr jedoch über Jahre noch hilfreich verbunden.
Der FRC orientierte sich wieder stärker auf das Touren-Rudern.
Die aktiv Rudernden machten nicht den größeren Teil der Mitglieder aus. Das Verhältnis von 1/3 Aktive zu 2/3 Unterstützende pegelte sich als typische Strukturierung heraus. Jugendliche waren im Verein bis 1924 nicht organisiert.
Der "Rudersport" vermerkte 1913 sogar, dass der Rudersport "trotz der günstig zu nennenden Wasserverhältnisse ... sehr wenig gepflegt " werden würde.
Krieg
Mit dem Tag der Mobilmachung 1914 (1.8.) wurde fast mit einem Schlag der Ruderbetrieb stillgelegt. In kurzer Zeit wurden fast alle aktiven Mitglieder eingezogen. Für die daheim gebliebenen Mitglieder waren die Prioritäten anders gesetzt - das Bootshaus verödete innerhalb weniger Wochen.
Die Durchfährt unter der Eisenbahnbrücke wurde 1914 genauso gesperrt, wie die Durchfahrt durch die Stadtbrücke. 1915 wurde die Sperre schrittweise aufgehoben, blieb jedoch beschränkt auf die Zeit zwischen Sonnenauf- und -untergang. Weitere Wanderfahrten konnten nur mit Erlaubnisscheinen durchgeführt werden. Ab 1917 ruhte der Tourenverkehr vollständig.
Die Kriegsgeschehnisse im Hintergrund wurde das Hochwasser der Oder (Pegelstand 5,20 m), welches das Bootshaus und seine Einrichtung bedrohte, fast zu einer Nebensache. Das Bootshaus hielt stand, wenn auch erheblich mitgenommen.
Von den 120 Vereinsmitgliedern im Jahre 1914 wurden 66 in die Kriegsmaschinerie gezogen bzw. haben sich freiwillig gemeldet. 14 von ihnen kehrten nicht wieder in den Verein zurück.
Unabhängig, mit welcher Überzeugung die Menschen in den Krieg gezogen sind, so mag der Tod der konkreten Personen und das nur zu erahnende Leid der Angehörigen mahnen, nie wieder Kriegsgelüsten zu fröhnen.
Am 1. Februar 1919 führte der FRC die erste Jahres-Hauptversammlung nach dem Kriege durch. 31 Mitglieder folgten den ernsten Ausführungen des Vorsitzenden, Hans Reinmann:
Die sportliche Betätigung kam im letzten Kriegsjahr fast vollständig zum Erliegen. Im wesentlichen beschränkte sich die Vereinstätigkeit auf den "Liebesgabenausschuss" - der auf Vereinsbasis organisierte Versuch, den im Krieg befindlichen Clubkameraden monatlich sowohl Zigaretten u.ä., als auch einen Bericht über das Wohlergehen sämtlicher sogenannter "Clubkrieger" zukommen zu lassen. Die Antworten der Ruderkameraden - mehr als 3.000 Briefe und Karten - wurden dafür genutzt. Die notwendigen Geldmittel, im ganzen etwa 3.500 Mark waren Spenden der Vereinsmitglieder.
Der FRC hatte bereits vor 1914 den Beschluss gefasst, ein neues Bootshaus zu bauen. Ein Bootshaus-Erneuerungsfonds wurde eingerichtet und Teile der Mitgliedsbeiträge in diesen Fonds gezahlt. Doch auch nach dem Krieg war an den Neubau nicht zu denken.
2. FRC von 1882 e.V. -Aufschwung und Stabilisierung: 1918 – 1933
Nach dem ersten Weltkrieg nahm die Mitgliederentwicklung des FRC einen spürbaren Aufschwung und erreichte 1926 den Höhepunkt.
Der Club zählte 409 Mitglieder, davon 194 aktive, 134 unterstützende und 80 Jugendliche (unter 19 Jahre). Die Anzahl der aktiven Mitglieder entwickelte sich nach 1918 überproportional und überstieg ab 1923 die Anzahl der unterstützenden Mitglieder.
Ab 1924 sind Schüler als Mitglieder des FRC nachweisbar, jedoch wurde erst 1926 durch den Beschluss der Monatsversammlung eine reguläre Jugend-Abteilung gebildet. (Dies erfolgte fast zeitgleich mit der Bildung der Jugend-Abteilung Oderhort und dem Entstehen einer Mädchen-Ruder-Riege am Frankfurter Kleist-Gymnasium und entsprach der allgemeinen Hinwendung zur Einbeziehung junger Menschen in die Vereine des DRV.)
Bereits 1927 hatte die Jugendabteilung des FRC 90 Mitglieder. Der FRC sah in der Entwicklung der Jugendruderei eine wichtige Säule der künftigen Entwicklung und entsprach dieser Orientierung durch die Einstellung eines Trainers ab 1925 - Herrn Otto Genz.
Der starke Mitgliederzuwachs führte nach dem 1. Weltkrieg zur Entwicklung des Wanderrudern und Rennrudersports.
Die geruderten Mannschaftskilometer (47.639 km) reichten 1925 zum 34. Platz in der Tabelle der Verbandsvereine des DRV, wobei nach den gefahrenen Durchschnittskilometern (436,1 km/Mitglied) der 23. Platz erreicht wurde. Dafür standen 7 Rennboote und 12 Gigboote zur Verfügung. Darüber hinaus waren 5 Privatboote untergestellt. In den folgenden 3 Jahren erhöhte sich die Flotte der Rennboote und Gigboote weiter.
Die Niederlage im Ersten Weltkrieg führte zu einer national geprägten Stimmung in den Ruder-Vereinen. Beispielhaft ein Zitat aus einem Artikel zum Anrudern 1925 (Frankfurter Oderzeitung, 15.5.1925):
"Ungewöhnlich groß waren die Schwierigkeiten der Nachkriegszeit, die stark auf den Ruder-Vereinen lasteten. Fast jeder Verein hatte zu kämpfen .... Dank der Zähigkeit, mit der die Ruderer stets einem erstrebenswerten Ziele zustreben, kam doch bald der Zeitpunkt, an dem man der Schwierigkeiten Herr wurde. Und wer am vergangenen Sonntage dem erhebenden Schauspiel der Auffahrt sämtlicher Frankfurter Ruder-Vereine beiwohnte, der konnte erkennen, was zäher Wille, zähe Kraft vermögen. .... Wenn gerade die heutigen Verhältnisse bedingen, daß das deutsche Volk zu gesteigerter Arbeit zurückkehrt, so schafft der Sport für die geistige sowie für die körperliche Ausspannung, die die Erwerbstätigkeit von uns fordert, den Ausgleich. So wird der Wassersport gleichzeitig ein Mittel, das uns Deutschen helfen soll, beim Aufbau mit starken Kräften mitzuarbeiten. Uns ist die außerordentlich wichtige Möglichkeit der körperlichen Heranbildung und Ertüchtigung unserer Jugend im Heeresdienst genommen. Diese Aufgabe fällt nunmehr den Rudervereinen zu. Dieses hohe, hehre Ziel zu erreichen, das hat der Frankfurter Ruder-Klub von 1882 in den Vordergrund seiner Bestrebungen gestellt. ..."
Nach den schrecklichen Jahren des Krieges war die Begeisterung über die ersten Regattaerfolge bei den Frankfurter Vereinsmitgliedern enorm. 1919 - In Folge der Begeisterung über die 3 ersten Siege stifteten Vereinsmitglieder einen neuen Rennvierer und 2 Doppel-Zweier.
1921 wurden erstmals Turnabende in der Halle des Friedrichs-Gymnasiums als Vorbereitungstraining für die Saison erwähnt.
Die Vereinschronik zählte 1922, dem 40. Jubiläumsjahr des Vereins, insgesamt fast 40 Siege. Die Jahre zwischen 1922 und 1932 sollten zu den erfolgreichsten in der Vereinsgeschichte werden. Dies betrifft entscheidende Weichenstellungen in der Vereinsführung, die bauliche Entwicklung, aber auch die Leistungen der Renn- und Wanderruderer.
Das Bootshaus wurde trotz der Auswirkungen der Inflation 1923 wesentlich erweitert. Durch den Anbau einer Halle wurde für die Boote ausreichend Platz geschaffen und konnte ein geräumiger Gesellschaftsraum eingerichtet werden. Seit dieser Zeit ist das Bootshaus auch beheizt. Die gepachtete Fläche wurde erweitert und 1927 zur Unterbringung der Jugendabteilung ein separates Jugendheim eingerichtet. Gleichfalls fanden hier ein Übernachtungsraum für Wanderruderer und eine Werkstatt Platz.
3. FRC von 1882 e.V. – Anpassung und Untergang: 1933 – 1945
Der FRC von 1882 ist ein Spiegelbild seines politischen Umfeldes. Gleichzeitig bleibt er für seine Mitglieder auch Quelle der Freude und Entspannung von den Unbilden des Alltags.
Der FRC bietet ein beschauliches Stückchen Erde inmitten des Frankfurter Stadtzentrums. Vor der Veranda stehen Bänke, an denen sich die Ruderer niederlassen, Donnerstags ist Treffpunkt und Meister Fabian kümmert sich um das Motorboot so wie sich Trainer Genz um die Jugend bemüht.
Es ist 1933, Juni: Der SA-Gruppenführer Hans von Tschammer und Osten wird als Reichssportkommissar (später Reichssportführer) eingesetzt. Es beginnt die Gleichschaltung, die Vereinheitlichung der Sportorganisationen und Verbände in einem reichsweiten Dachverband. Die Umsetzung der organisatorischen Ziele - in Anlehnung an das Vorgehen Mussolinis in Italien, welches insbesondere bei den Olympischen Spielen 1932 in Los Angeles große Erfolge gefeiert hat - erfolgte mit erheblicher "Vehemenz " und ohne Respekt vor gewachsenen Strukturen.
Das zentrale Organ des DRV, der "Wassersport", erklärte bereits am 20. April 1933 in seinem Leitartikel, das das Ziel jetzt sei, die "restlose Einfügung auch der großen Sportbewegung in den Dienst des Volksganzen an der Nation", woraus sich ihre "Durchdringung mit dem Wehrgedanken" ableitete.
Bis zum 15.Juli 1933 mußten die Schüler- und Jugendabteilungen der Vereine durch den Verband dem Reichsjugendführer gemeldet werden. Kurze Zeit später regelte ein Abkommen die Zusammenarbeit zwischen HJ und Sportvereinen.
Im Mai 1933 wurde in einer Ausschusssitzung des Ruderverbandes - in Potsdam - der Ausschluss der überwiegend jüdischen Vereine aus dem DRV behandelt. Damit folgte der DRV dem gesetzlich sanktionierten Ausschluss der jüdischen Mitbürger vom öffentlichen Leben auf dem Gebiet des Rudersports.
Das in den Ruder-Vereinen eingeführte "Führerprinzip" bedeutete nicht, das der "Führer" automatisch Mitglied der NSDAP war. Der vom Verein vorgeschlagene "Führer" bedurfte jedoch einer Bestätigung, wodurch die Ausschaltung unerwünschter Kandidaten von vornherein gesichert wurde. Der Führer hatte das Privileg, alle Posten mit Kandidaten seiner Wahl zu besetzen. Das bedeutete einen grundlegenden Eingriff in die demokratische Organisationsform der Vereine. Mit der Einführung einer verbindlichen Einheitssatzung für alle Vereine wurde der Durchgriff des Reichssportführers in alle Vereine innerhalb nur weniger Jahre durchgesetzt.
Auf Verbandsebene gelang es der NS-Sportführung nach mehreren Anläufen, die verbliebenen Sportvereine in einem Einheitsverband, den "Deutschen Reichsbund für Leibesübungen", später "Nationalsozialistischer Reichsbund für Leibesübungen" (NSRL) zusammenzufassen. In diesem Zusammenhang wurde auch der von 1917 bis 1933 bestehende Dachverband des bürgerlichen Sports, der "Deutsche Reichsausschuss für Leibesübungen" aufgelöst. Ein Schicksal, welches trotz der nationalistischen Haltung des Verbandes dem Schicksal der Arbeitersportverbände glich.
Hermann Pauli, der Vorsitzende des DRV, erwies sich in jener Zeit als besonders willig gegenüber den sportpolitischen Bestrebungen der NS-Führung. Die politische Ausrichtung des bürgerlichen Rudersports geschah nicht "über Nacht". Die patriotische, nationalistische Ausrichtung des Verbandes wurde seit der wilhelminischen Ära gepflegt. Es verwundert nicht, dass der Verbandsvorsitzende die Ausrichtung des DRV ohne zeitliche Verzögerung bewältigte.
In der Realität verloren die Sportvereine schrittweise einen großen Anteil ihrer Mitglieder an die verschiedenen Gliederungen der Partei wie SA, SS, an die NS-Organisationen DAF (Deutsche Arbeitsfront) und KdF (Kraft durch Freude) und auch an die HJ und den BMD (Bund Deutscher Mädel). Davon war auch nicht die Entwicklung des FRC in jenen Jahren ausgenommen.
Was liegt uns konkret an Unterlagen vor?
Im Juni 1933 fand die 25. Frankfurter Ruderregatta statt. Die Beteiligung war geringer als in den Vorjahren. Der FRC stellte sich der "neuen Zeit": Beflaggung, SA-Kapelle der Standarte 8 und der erste "Adolf-Hitler-Achter"-Wettkampf. Bereits am 28. Mai 1933 wurde beim FRC dem Aufruf des DRV folgend zu Ehren des Todes von Schlageter die Hakenkreuzfahne gehisst.
Ein neuer Rennachter wurde auf den Namen "Adolf Hitler" getauft - all das war keine Besonderheit des FRC, sondern entsprach der allgemeinen Zuwendung der nationalsozialistischen Idee.
Auf der anderen Seite konkurrierten die Sportvereine mit der HJ um die Jugendlichen - von einer schlechten Ausgangslage heraus: Gab es zunächst noch mehr oder weniger freiwillige Formen der Zusammenarbeit, so verloren die Vereine nach der Proklamation der HJ zur Staatsjugend 1936 die Hoheit über ihre Kinder- und Jugendabteilungen, die in die HJ eingegliedert wurden. Zwar war es bis 1939 noch geduldet, dass viele Jugendliche ihr Training weiterhin in den Vereinen absolvieren konnten, wobei die Jugendtrainer jedoch der HJ beitreten mussten. Dieses Verfahren lief auf eine teilweise faktische Befreiung vom HJ-Dienst hinaus, wenn der Vereinstrainer seine Aufgabe rein sportlich verstand.
Der Sportbetrieb des FRC Anfang der 30er Jahre
Trainer Genz feierte seine ersten Erfolge. Das Training in den 30er Jahren war leistungssportlich ambitioniert, gekrönt durch den Deutschen Meistertitel im Doppelzweier 1934 durch Willibald Roßmann und Heinz-Bruno Woellert. 1934 wurde mit Ruderern des benachbarten Triton der Jugendachter gefahren - 1935 und 1936 beteiligte sich der FRC mit dem daraus erwachsenen "Ostmarken-Achter" an den Regatten. 1936 stellte der FRC den besten deutschen Juniorenvierer.
Am Bootshaus wurden in diesen Jahren keine wesentlichen Veränderungen vorgenommen. Die trennende Bretterwand zwischen dem Schülerruderverein Triton und dem FRC fiel und die Zusammenarbeit zwischen beiden Vereinen wurde intensiviert. Die Ursachen finden sich in der Jugendpolitik des Staates, welche die Vereine zur Suche nach Möglichkeiten der Nachwuchsarbeit zwangen.
Der Trainer des Vereins, Otto Genz, wurde im Sommer 1938 eingezogen. Die letzte Saison vor Kriegsbeginn bereiteten sich seine Schützlinge allein auf die Wettkämpfe vor.
Vereinsvorsitzender in jenen Jahren war Gerhard Schröder - 1896 geboren und seit 1919 Mitglied des FRC. Seine Einladung zu einer Festsitzung anläßlich des 60jährigen Bestehens des FRC am 31. Mai 1942 läßt bereits den Ernst künftiger Entwicklungen erahnen. Aber Stalingrad hatte noch nicht stattgefunden und es war noch nicht vorhersehbar, dass ein Foto aus dem Jahre 1944 von Herbert Linke, Gastruderer der R.R. des A.T.V. z. Bln., das letzte Bild des Bootshauses vom FRC an der Uferstraße sein sollte.
4. FRC von 1882 e.V. – Ruhen des Frankfurter Rudersports: 1945 – 1967
Bis auf das Bootshaus des Ruder-Clubs "Oderhort" am Carthausplatz und des "Rudervereins von 1889" in der Dammvorstadt waren nach 1945 keine Ruder-Vereinshäuser erhalten geblieben. Funkenflug hatte im Frühjahr 1945 das Bootshaus unseres Vereins zerstört. Das nach dem Krieg auf polnischem Staatsgebiet liegende Vereinshaus der `89er wurde bis 1958 durch die polnische Grenzpolizei genutzt und später (1958) abgebrochen.
Das in Frankfurt nach dem Krieg der Rudersport nicht wieder aufgenommen wurde, hat mehrere Ursachen.
Es gab eine spezifische politische Zielstellung des Sports nach dem Krieg in der sowjetischen Besatzungszone und später in der DDR. Sportarten die in der Tradition der Arbeitersportbewegung standen, standen in Frankfurt im Mittelpunkt der Bemühungen um die Gesundheit der Bevölkerung. Die Oder war nunmehr Grenzfluss, was sicherlich auch eine Rolle spielte. Der Vertrag über die Oder/Neiße als Friedensgrenze wurde zwischen der DDR und der VR Polen erst Anfang der 70er Jahre mit einem Abkommen über die Zusammenarbeit auf dem Gebiete der Schifffahrt untersetzt. Die Möglichkeit, die Oder mit Sportbooten zu befahren erhielt erst mit dem o.g. Vertrag eine Grundlage.
Sicherlich waren es aber auch die "weichen" Faktoren. Frankfurt hat durch den Krieg und nach der Evakuierung der zur Festung erklärten Stadt 1945 viele der vereinstragenden Ruderer verloren. Vielleicht fehlte eine Leitfigur, hinter der sich Gleichgesinnte sammeln konnten, um ihr gemeinsames Interesse umzusetzen. Mindestens ein Treffen ehemaliger 82er hatte es 1946 gegeben, führte aber nicht zu einer Fortsetzung des Vereinslebens.
Und so konnte das letzte verbliebene Bootshaus des „Oderhort“ am Carthausplatz lange Jahre seiner Bestimmung nicht entsprechen und stürzte in sich zusammen, bevor der Rudersport in Frankfurt (Oder) nach dem 2. Weltkrieg wieder einsetzte.
Eins ist nur zu deutlich: Die Durchführung des Rudersports auf der Oder wurden wesentlich durch die gesellschaftlichen Bedingungen beeinflusst – durch die Grenzlage der Stadt ab 1945 vielleicht sogar mehr noch als in anderen Städten. Deshalb ist die Wiederbelebung ab 1968 um so erstaunlicher.
5. FRC von 1882 e.V. – Neubeginn und Selbstbesinnung: 1968 – 1989
In der 1949 auf dem Territorium der sowjetischen Besatzungszone gegründeten DDR wurde eine Dachorganisation für den Sport, dem DTSB (Deutscher Turn- und Sportbund) geschaffen. Der Bezirksvorstand Frankfurt (Oder) des DTSB hatte seinen Sitz in Frankfurt (Oder). Hier war der Stralsunder Ruderer Horst Büring ab 1965 als Bezirkstrainer Rudern beschäftigt. Und hier entstand die Idee, den Rudersport in Frankfurt wieder zu beleben.
Horst Büring und Alfred Lindenberg gelang im Mai 1968 ein neuer Anlauf. 9 Tage vor der Gründungsveranstaltung des neuen Frankfurter Rudervereins stürzte das letzte verbliebene Bootshaus in sich zusammen. Bauliche Veränderungen hatten die Statik verletzt und zugleich über Jahre fehlender Holzschutz führten zur Katastrophe. Nach dem Krieg wurde die Bootshalle jahrelang als Trainingsstätte u.a. für Tennis genutzt. Störende Verstrebungen sind in diesem Zusammenhang entfernt worden.
Alfred Lindenberg forderte Unterstützung ein und erhielt sie in Form eines "Abstimmungsgesprächs" des damaligen Vorsitzenden der Bezirksleitung Erich Mückenberger mit der Kommune. In einem Schreiben vom Mai 1968 versprach er den Bau eines neuen Ruderzentrums in Frankfurt ab 1970.
Kurzfristig und als Provisorium gedacht, erhielt die damalige Sektion Rudern der Betriebssportgemeinschaft des in Frankfurt (Oder) angesiedelten Halbleiterwerkes eine Zuweisung zu dem Grundstück Fischerstraße 75. Dort standen die verbliebenen Reste eines ehemaligen Kanu-Bootshauses des seit 1945 nicht mehr existierenden Vereins "OSTMARK".
In den ersten Jahren stand der Wiederauf- und –ausbau des Standortes im Mittelpunkt. Das zu nutzende Gelände wurde vergrößert und ergänzt um ein Sozialgebäude in der Fischerstraße. 1980 waren die wesentlichen Grundlagen gelegt. Die Einweihung des Ruderbeckens und einer Werkstatt komplettierten den Ausbau des Leistungszentrums Rudern am neuen Standort.
Die sportlichen Erfolge stellten sich ein. Basis der Erfolge war die systematische Arbeit von hauptamtlichen Trainern im Kinder und Jugend-Bereich. Die Trainer des Trainingszentrums (Reiner Klopsteg (1981 - 1985); Ilona Matthus (1983 - 1989); Petra Zühlsdorf (1977 - 1990); Elke Narweleit (1982 – 1989)) und die Übungsleiter der Sektion Alfred Lindenberg, Rudi Strutzke, Axel Henschke, Hans-Jürgen Waxchke, Rainer Krabbe u.v.m. trainierten die Kinder- und Jugendmannschaften, die auch bei DDR-Meisterschaften eine gute Rolle spielten.
Erfolgreichster Ruderer wurde Thomas Köhnen, der als R8-Juniorenweltmeister im Jahre 1981 die Farben des Vereins hoch hielt.
Der Verein, der aus einem Kinder-Leistungszentrum mit Delegierungsauftrag sowie einem freizeitsportlich orientierten BSG-Bereich bestand, arbeitete Hand in Hand. Das Wanderrudern entwickelte sich zu einer dritten „Sparte“. Dies wurde durch vereinsübergreifende Fahrten der Wanderruderer gefördert. Ruderer aus Frankfurt, Fürstenwalde, Beeskow, Rüdersdorf, Eisenhüttenstadt und Storkow trafen sich regelmäßig bei Wanderfahrten im Inland und auch Ausland.
Dem Verein gehörten in dieser Zeit durchschnittlich 150 Mitglieder an, von denen fast alle im Boot aktiv waren.
Anfang der 80er Jahre begannen sich die Mitglieder wieder stärker auf die Geschichte des Rudersports in Frankfurt zu besinnen. Das Gründungsdatum des ersten Frankfurter Rudervereins „Triton“ (26.05.1882) wurde zum Anlass für ein großes Vereinsfest.
Die Ausstrahlung dieses Jubiläums auf das Sektionsleben ist noch heute zu erkennen. Die Blätter unserer Skulls und Riemen tragen seit 1982 die Stadtfarben. Der „Rudermarathon“ geht auf ein Rennen zurück, welches 1898 auf der Oder stattfand und dessen Existenz bei den Zeitungsstudien gefunden wurde. Die Entscheidung, 1990 den FRC von 1882 e.V. wieder neu zu gründen, basierte auch auf der nun bekannten Rudergeschichte und der bewussten Aufnahme dieser Tradition.
6. Selbstbestimmung und Entwicklung: 1989 – 2015
Die Existenz- und Organisationsgrund¬lagen des Sportbetriebes änderten sich mit den gesellschaftlichen Um¬wäl¬zun¬gen genauso grundlegend, wie sich auch im persönlichen Bereich aller – wirklich aller – Vereinsmitglieder Ver¬än-derungen vollzogen. Es gab und gibt Gewinner und Verlierer dieser gesell-schaftlichen Veränderung.
Die BSG Halbleiterwerk „verlor“ mit der Abwicklung des „Trägerbetriebes“ seine finanzielle Basis. Die gesellschaftlichen Grundla¬gen und Ziele der Organisation des Sports in der DDR brachen weg und damit auch die darauf ausgerichteten Organisationsstrukturen. Der DTSB und die sportartspezifischen Strukturen lösten sich auf und wurden in einem Prozess des Übergangs in die Strukturen des bundesdeutschen Sportbetriebes einge-bunden. Es war eine Phase der Ent¬scheidungen über Anpassung, Verweige-rung, Neubeginn und Bewahrung, die bis in das Leben aller derjenigen eingriffen, die sich bislang mit dem Sport intensiv als Sporttreibende oder Organisatoren beschäftigt hatten
Der Vorstand der Sektion Rudern hatte die Frage zu beantworten, ob die Sektion in einen sich herausbildenden Großverein der ehemaligen Sektionen der BSG Halbleiterwerk eintreten würde. Die Alternative dazu hieß, die Geschicke als selbständiger Verein in die eigenen Hände zu nehmen.
Der Weg zur Eigenständigkeit führte unter anderem zu der Frage der rechtlichen Übertragung der Voraussetzungen für den Sportbetrieb (Bootshaus, Boote, Finanzen etc.). Die Entscheidung zur Eigenständigkeit beinhaltete eine gehörige Portion Optimismus.
Die Idee griff Raum, die Geschichte des traditionsreichen Frankfurter Ruderclubs von 1882 aufzunehmen und diesen Verein wieder zum Leben zu erwecken.
Zum Anrudern im April 1990 besuchten einige Mitglieder um den Sektionsleiter Rainer Krabbe die Heilbronner Rudergesellschaft „Schwaben“, um Informationen über die Führung eines eigenständigen Vereins, zur Satzung, zur Buchhaltung, zu den Organen und Finanzierungsquellen zu sammeln. Freundlichst von den Ruder-kameraden aufgenommen und unterstützt, wurde auch die erste Wanderfahrt auf dem Neckar durchgeführt.
Es wurde auch festgestellt, wo die Stärken des heimatlichen Vereins lagen – dem Sportobjekt als auch der guten Organisation des Sportbetriebes sowohl im Leistungs- als auch im Wanderrudern und der Vielzahl der engagierten Mitglieder.
Die in wochenlangen Diskussionen erarbeitete Satzung für den neuen Verein ist durch die Heilbronner Erfahrungen stark geprägt worden. Die Gründungsveranstaltung fand am Montag, dem 25. Juni 1990 statt. Am Ende des Jahres hatte der Verein wieder 110 Mitglieder.
Die neue Vereinsflagge sollte weitestge¬hend mit der alten des FRC von 1882 identisch sein – rot/weiß gestreift mit auf¬recht stehenden Hahn im linken oberen Eck. Die im Jahre 1982 beschlossene Skull¬zeichnung in den Stadtfarben rot/grün/weiß wurde beibehalten.
Bereits 5 Jahre nach der Vereinsgründung und der Bewältigung der ersten Anfangsprobleme war ein AUS des Vereins sehr wahrscheinlich. Am 5.12.1994 wurde durch einen Vereinsfremden das Bootshaus durch Unachtsamkeit in Brand gesteckt. Der FRC verlor fast alle Boote nebst Zubehör.
Am Abend des 7.12. trafen sich die Vereinsmitglieder im Clubraum des separat liegenden Vereinsgebäudes – schockiert über den materiellen und ideellen Verlust, aber gleichfalls auch gewillt, den Verein am Leben zu erhalten.
Hoffen auf Unterstützung und Vertrauen auf die eigenen Fähigkeiten dominierten. Erste Spenden gab es bereits an diesem Abend. Letztlich konnte der Frankfurter Ruderclub Spenden von 54 Vereinen/Verbänden, 67 Privatpersonen und 30 aus der Wirtschaft/Institutionen entgegennehmen. Ein deutschlandweiter Aufruf des Landesruderverbandes Brandenburg vom 15.12.1994 verbreitete unseren Hilferuf und fand ein erhebliches Echo. Die ersten Reaktionen erhielten wir bereits am 18.12.1994. Insgesamt wurden 131 Boote von größtenteils unentgeltlich angeboten.
Das Anrudern im April fand in Booten statt, die wir kurz zuvor erhalten hatten.
Der Bau einer neuen Bootshalle zog sich bis zum Spätsommer 1996 hin. Das Jahrhunderthochwasser an der Oder im Hochsommer 1997 war die erste Bewährungsprobe für die neue Halle. Etwa 10 Jahre später waren alle aufgenommenen Kredite getilgt. Im Ergebnis hat dieses Unglück den Verein und die Zusammengehörigkeit der Mitglieder gestärkt.
Und der FRC hat gelernt, selbstbewusst für seine Interessen einzustehen.
Der Verein konnte Ende 2000 die Bootshalle um einen Sozialtrakt erweitern, der sowohl Umkleide- und Sanitärräume, Krafträume, Clubraum und Werkstatt umfasst. Es ist ein kompaktes Wassersportzentrum an der Oder entstanden.
Oderruderer können dieses Wassersportzentrum nutzen und tun dies auch rege.
Das Leistungsrudern der Kinder und Jugendlichen entwickelte sich insbesondere in den 90er Jahren – trotz aller laufenden Aufbaumaßnahmen. Die Trainerin Ilona Matthus, die Übungsleiter Rainer Krabbe, Dirk Schacher, Ulrich Eulenberger und Bernd Tränkle führten und führen die Jugendlichen zu Siegen und Plätzen. Aktuell werden 35 Kinder- und Jugendliche ausgebildet und für Regatten trainiert. Es blieb das Bemühen des FRC von 1882, besondere Talente zu den Brandenburger Ruderclubs zu delegieren.
Der Verein verfolgt die Absicht, auch Studenten für das Oderrudern zu begeistern. Unter Leitung von Karsten Richter wird jährlich ein mehrwöchiges Anfängertraining für Studenten angeboten. Je Fakultät finden sich die Besten in Vierern zusammen und führen im Rahmen des Stadtfestes „Bunter Hering“ einen Fakultätswettkampf durch.
Der FRC ist heute ein stabiler Verein mit 150 Mitgliedern. Er versteht sich als Wasserwanderstützpunkt der Mittleren Oder. Neben dem Kinder- und Jugendsport wird insbesondere das Wanderrudern gepflegt. Als Gastgeber einer jährlichen ambitionierten Breitensport-Regatta (Frankfurter Ruder-Marathon, seit 1985) ist der FRC über die regionalen Grenzen bekannt.
7. Persönlichkeiten der Frankfurter Rudergeschichte
Rainer Krabbe (geb. 13.04.1942)
Rainer Krabbe ist von Beruf Chemie-Ingenieur und war seit 1966 im Halbleiterwerk Frankfurt(Oder) tätig. Im Januar 1970 wurde er Mitglied der Sektion Rudern und interessierte sich zunächst für das Wanderrudern. Kurz darauf wurde er Kassenwart der Sektion (1970 – 1980). Er qualifizierte sich zum Übungsleiter und übte diese Funktion mit geringer Unterbrechung von 1973 bis 1987 und wieder ab 2004 aus. Vorwiegend trainierte er die männliche Jugend und Junioren. Er wurde 1980 als Sektionsleiter gewählt und übte dieses Amt bis 2006 aus.
1990 wurde Rainer Krabbe Laborleiter der Frankfurter Industrie Service GmbH (FIS).
Er hat wesentlichen Anteil an der Neu-Gründung des FRC, an der Weiterführung der Vereinsarbeit nach dem Brand der Bootshalle 1994 und führte den Vorstand über die Bauphase des neuen Clubgebäudes. Unter seiner Verantwortung hat sich der Verein trotz aller Widrigkeiten stabil entwickelt und ein festes Fundament für die Zukunft geschaffen. Von seinem Sinn für die Traditionen eines Rudervereins zeugen sowohl die Feier „100Jahre Rudern in Frankfurt“, als auch die Festveranstaltungen anlässlich des 120. und 125. Jahrestages der Vereinsgründung des FRC von 1882.
Neben der Führungs- und Trainerarbeit hat Rainer Krabbe auch nicht davor zurückgescheut den Rasenmäher oder Wischeimer in die Hand zu nehmen und war auch in dieser Hinsicht ein Beispiel für die Mitglieder. Viele Jahre hat er zusätzlich als Übungsleiter der Junioren zur Verfügung gestanden. Rainer Krabbe wurde am 6.2.2006 zum Ehrenmitglied des FRC von 1882 ernannt.
Als Mitglied des BFA Rudern und ab 1990 des Landesruderverbandes Brandenburg hat Rainer Krabbe in der Funktion des Gewässerverantwortlichen gewirkt. 2005 wurde er zum Stellvertretenden Vorsitzenden des LRV gewählt.
Rainer Krabbe hat für sein unermüdliches Wirken für den Rudersport die Ehrenmedaille des DRV in Gold erhalten.
Aus gesundheitlichen Gründen ist er von seinem Amt als Vorsitzender des FRC im Jahre 2006 zurückgetreten. Er ist dem Rudersport weiterhin eng verbunden und verfolgt die Entwicklung des Vereins mit großem Interesse.
Ulrich Eulenberger ( geb. 31.10.1959 )
Geboren in Frankfurt(Oder), wurde Ulrich Eulenberger einen Tag nach seinem 12. Geburtstag Mitglied der Sektion Rudern.
Zunächst war er vorrangig ein begehrter Steuermann und wurde mit zunehmenden Jahren als Übungsleiter der Sektion tätig. Im Jahr qualifiziert er sich bei einem Lehrgang des LRV Brdbg. zum Trainer C.
Er erlernte den Beruf eines Elektronikfacharbeiters mit Abitur und war anschließend als Labormechaniker im Halbleiterwerk tätig. 1990 entschied er sich zur Selbständigkeit. Eine berufliche Neuorientierung startete Ulrich Eulenberger im Februar 2007. Er ist als Angestellter einer Baufirma in Frankfurt(Oder) tätig.
Seit 1991 übt er das Amt des Kassenwarts des FRC von 1882 aus und ist nunmehr das dienstälteste Vorstandsmitglied des Vereins. Sein Verdienst ist nicht nur die finanzielle Stabilität des Vereins, sondern auch das stete Einwirken auf die Entscheidungen des Vorstandes zur Förderung des Jugendsports.
Von 2006 bis 2019 leistete er wichtige Übungsleitertätigkeit bei den Jüngsten, wofür er sich im gleichen Jahr durch die Teilnahme am Trainer C-Lehrgang in Potsdam qualifizierte. Ulrich Eulenberger trainierte die jüngsten Mitglieder des Vereins. Er leitete die Kinder- und Jugendwanderfahrten für die Mitglieder des eigenen wie auch befreundeter Vereine.
8. Frankfurter Rudermarathon
Seine Entstehung verdankt diese Regatta der Absage an die Wanderrudersparte an die Wanderruderer, am 2. Rudertreffen des DRSV der DDR im Jahre 1985. Die Absage erfolgte mit der Begründung der fehlenden materiellen Mittel. Die Gründe lagen wohl auch in der zunehmenden Unzufriedenheit der Ruderer des DDR-Verbandes mit der Ausschließlichkeit der Sportförderung auf die Entwicklung der Jugend zur international erfolgreichen Leistungsspitze. Insbesondere aus Dresden kam zunehmend Druck ehemaliger Leistungsträger des DDR-Rudersports, nationale Rennen für Altersklassenruderer einzuführen und an internationalen Wettkämpfen (Masters) teilnehmen zu können. Die Wanderruderer konfrontierten den DRV zunehmend mit dem Wunsch, Wanderfahrten auch im „nichtsozialistischen Ausland“ durchzuführen.
Ein Treffens der Wanderruderer der Region (Bezirk Frankfurt (Oder)) in Frankfurt war eine Reaktion auf die Entscheidung des DRV.
Eine Wettfahrt Frankfurter Vereine in Gig-Vierern im Jahre 1898 schuf die gedankliche Vorlage. Da die damals geruderten Zeiten von 1:14:25 über 15,8 km bekannt waren, lag die Idee der Wiederholung dieser Wettfahrt nahe. Und da das Wanderrudern von allen Altersgruppen durchgeführt wurde, war die Anwendung eines Altersbonus die logische Konsequenz.
Der „Frankfurter Ruder-Marathon“ war von seiner Entstehung her eher ein Fest der Ruderer mit vorhergehender Wettfahrt – und diesen Charakter hat er sich bislang auch bewahrt.
Unterdessen hat diese Regatta eine halbierte Frauen- und Mix-Strecke. Ein Alterspokal komplettiert diese Veranstaltung genauso, wie die traditionelle wie originelle Bierübergabe nach dem Zieleinlauf. Im Jahre 2006 wurde der bisherige Teilnehmerrekord mit 49 startenden Mannschaften registriert. Die bislang beste geruderte Zeit wurde mit 58:57 gemessen. Die Strecke wurde publikumswirksamer gestaltet und führt nun entlang der gesamten Oderpromenade