1881 begeisterten Schülerruderer aus Ohlau die Frankfurter
Lehrerschaft. Es entstand die Idee, einen Frankfurter Schülerruderverein,
den späteren "Triton" zu gründen. Die Idee wurde ein
Jahr später, am Freitag, dem 26. Mai realisiert.
Dem folgte am Sonntag, dem 28. Mai eine Stromparade von 50 Ruderern auf
der Oder auf Höhe der Stadtbrücke, in dessen Anschluss ab 8 Uhr
im Gesellschaftshaus ein "Rudertag" abgehalten wurde. Hier stellte
Dr. Lampe den Antrag, eine "Kommission" zu wählen, welche
die Gründung eines Rudervereins in Frankfurt(Oder) betreibe.
Damals trafen sich Breslauer, Berliner und Stettiner Ruderer
· des "Erster Breslauer Ruder-Verein" und des Ruder-Club
"Wratislawia" - aus Breslau
· des "Berliner Ruder-Club", des "Berliner Ruder-Verein
von 1876" des Ruder-Verein "Neptun" und des Ruder-Verein
"Netti" - aus Berlin
· des Ruderclubs "Vineta", des Ruderclubs "Sport"
und des Ruderclub "Germania" - aus Stettin
in Frankfurt.
Die Begeisterung war sehr groß und die Gründung des Frankfurter
Ruder-Clubs von 1882 e.V. nur 4 Tage später - am 1. Juni 1882
- bereits geschehen. Noch viele Jahre danach spach man davon, wie die fünf
Begründer des Clubs, die Herren Schoene, Henschel, M. Noack, O. Richter
und Eilers die fünf Vorstandsämter im Vertrauen auf die kommenden
Mitglieder unter sich verteilt hatten.
Bereits am 19. Juni hatte der Verein 17 Mitglieder.
Mit dem Training wurde umgehend - zunächst in einem geliehenen Boot
- begonnen. Das erste eigene Boot war ein schweres, seetüchtiges Achter-Dollen-Gig
"Nymphe". Noch im selben Jahr folgten ein Sechser-Dollenrennboot
und ein Gig-Dollenvierer.
Erst 1883 konnte mit einem schwimmenden Bootshaus auch für die
richtige Unterbringung der Boote gesorgt werden. Der Verein wuchs zunehmend,
so dass bereits 1884 ein weiteres Boot, ein Gig-Zweier zur Ergänzung
der Flotte gekauft werden konnte. In dieser Zeit liegt sowohl der Beginn
der Wanderuderei der Frankfurter als auch die Festlegung der Vereinsflagge
in rot-weiß mit dem Hahn.
1885 nahm erstmals eine Frankfurter Rennmannschaft an Regatten in
Berlin und Stettin teil. Zu diesem Zweck stellte der Verein eigens einen
englischen Trainer, Herrn Tarner, ein, der in wenigen Tagen die Frankfurter
Mannschaft schnell machen sollte. Es hat geholfen. Alle Rennen wurden gewonnen
- im 4er-Dollen-Rennboot und im Klinker-Einer.
Die Mitgliederzahl wuchs unterdessen auf 78, davon 21 aktive Ruderer und
die Vergrößerung des Bootsparks ließ 1886 den Wunsch
nach einem größeren Bootshaus entstehen. Der Plan, ein festes
Clubheim zu bauen, konnte nicht umgesetzt werden. So blieb nur die Möglichkeit,
das schwimmende Bootshaus zu erweitern. Die Erweiterung erfolgte durch den
Bau einer schwimmenden Bootshalle, während das bisherige Bootshaus
als Empfangszimmer, Duschraum und Ankleidezimmer diente.
So wurde aus dem Bootsplatz an der Löweninsel ein Anziehungspunkt auch
für inaktive Mitglieder und "ihrer Damen". Die Einweihung
erfolgte am 25. Mai 1886. Der Zuwachs in den Folgejahren betrug immerhin
24 Mitglieder.
In den Folgejahren stand das Wanderrudern im Mittelpunkt. Die Migliederzahl
pegelte sich um 90 ein. 1891 fuhren die älteren aktiven Mitglieder
im Zweier-Riemer und Vierer-Riemer von Aussig bis Dresden. Das war die erste
Wanderruderfahrt, die weit weg von den heimatlichen Gewässern durchgeführt
wurde.
1892 wurde von der Stadt ein Pachtvertrag am westlichen Oderufer
- zentral gelegen - ermöglicht. Die schwimmenden Bootshäuser wurden
fest auf das Land gesetzt und eine geräumige Veranda angebaut. Die
gestaltete Außenanlage verlieh dem Platz Anziehungskraft und war Punkt
vieler geselliger Veranstaltungen.
Die Wirkung eines Bootshauses auf die Mitgliederzahl machte sich schnell
deutlich: Ende 1892 waren es bereits 105 Mitglieder und sie pegelte
sich bis 1914 zwischen 120 und 140 ein.
Wanderfahrten und regelmäßige Vergnügungsveranstaltungen
prägten das Vereinsleben. 1893 wurden 492 Fahrten durchgeführt
und 4.143 km geruder - ein Beweis der großen Ruderfreudigkeit des
FRC - jedoch auch ein Beleg dafür, dass die "kurzen Ausfahrten"
üblich gewesen waren.
Brand beim FRC von 1882
Am 18. April 1894 brach abends, nach 10 Uhr auf unaufgeklärte
Weise in den Bootshäusern ein Brand aus, der die Häuser, sämtliche
Boote und alles Inventar vernichtete. Erhalten blieben nur Steg, Fahnenmast
und einige im Garten befindliche Tische und Stühle.
Mit Hilfe der Versicherungssumme wurde der Wiederaufbau beschlossen und
in weniger als 3 Monaten als Leichtbau realisiert.
Neue Boote wurden bestellt: 4 Vierer und 2 Doppelzweier. Die Ausschließlichkeit
der Gig-Ruderei wurde gegen Ende des Jahres aufgegeben und gemeinsam beschlossen,
die Rennruderei wieder aktiv zu fördern. Der Kauf eines Rennvierers
und Bestreitung auswärtiger Regatten waren die logische Konsequenz.
Die finanzielle Mehrbelastung des Vereins wurde in diesem Jahr weitestgehend
durch Spenden der Mitglieder ausgeglichen.
1895/96 wurden zwar die Regatten in Berlin zu keinem Erfolg, jedoch
fand auf Anregung des Ruderklub Crossen in Crossen am 28. Juli 1895
eine interne Regatta statt, woran sich der FRC, Glogau und Neusalz beteiligten
- Erste Kontakte der Oderruderer bei internen Regatten.
Erst 1900 gelang es wieder Rennruderern vom FRC, am Siegersteg festzumachen.
Unter Leitung von Hans Reinmann wurde ein Frankfurter Vierer in Berlin,
Dresden und Brieg erfolgreich. Im Folgejahr führte Hans Reinmann einen
weiteren Vierer zum Sieg in Brieg, um dann im Jahr 1903 Erfolge in Dresden,
Breslau und Stettin folgen zu lassen.
Die folgenden Zeilen lassen den Stolz ahnen, den der noch junge Frankfurter
Verein verspürte:
"Wir können die Leistungen dieses Jahres als den Höhepunkt
sportlicher Entwicklung der jüngeren Generation unseres Clubs betrachten.
Ernstes Wollen hat uns zum Können geführt, in scharfem Wettstreit
hat unsere Mannschaft bewiesen, daß sie fähig war, zu sagen "ich
will!" und darum war sie auch berechtigt, ihrem neuen Boote den anspruchsvollen
Namen "Volo" zu geben. Möge dieses "Volo!" weiter
leben in unseren jungen Mitgliedern zu Nutz und Fromme der Ziele, welche
wir erstreben."
In den Folgejahren kamen keine Mannschaften zusammen - Krankheit, berufliche
und militärische Verhinderung waren die Gründe. Erst 1909
sollte es wieder einen Sieg in Magdeburg - wieder unter dem Trainer Hans
Reinmann - geben.
Das Wanderrudern wurde jedoch lebhaft betrieben. Dazu wurde auch der Bootspark
erweitert. Breslau, Guben, Fürstenberg, Küstrin, Landsberg, Stettin
waren gesuchte Ruderziele.
1907 wurde bereits die 25-Jahr-Feier begangen. Festessen, Ball, Bootstaufe,
Frühschoppen und Dampferfahrt waren ein umfangreiches Programm.
In diesem Jahr wurde in Abstimmung mit den in der Nähe gelegenen Rudervereinen
beschlossen, mit dem Frankfurter Ruder-Verein von 1889 Ruderregatten auf
dem Brieskower See abzuhalten.
Diese Regatten fanden ihre alljährliche Wiederholung bis zum Jahre
1910 und sie hatten ihren Zweck, den beteiligten Vereinen einen Ersatz für
die ihnen aus verschiedenen Gründen meist verschlossenen Verbandsregatten
zu bieten und durch den engeren Wettbewerb auf dem kleinen Gebiet die Ruderei
zu fördern. Auf Grundlage der Erfahrungen wurde 1910 die "Freie
Rudervereinigung an der mittleren Oder" mit dem Leitmotiv wechselnder
Regattaplätze gegründet. 1911 fand die erste Regatta in Cüstrin
statt. Unterdessen forderte der Deutsche Ruderverband die Abhaltung der
Vereinigungs-Regatten nach den gleichen Bestimmungen, wie sie für die
Verbands-Regatten galten. Diese waren jedoch nicht auf die vorrangig im
Gig-Boot ausgefahrenen Wettkämpfe ausgerichtet. Da der FRC seine Interessen
am Vertretertag nicht durchsetzen konnte, trat der FRC aus dieser Vereinigung
aus, blieb ihr jedoch über Jahre noch hilfreich verbunden.
Der FRC orientierte sich wieder stärker auf das Touren-Rudern.
Die aktiv Rudernden machten nicht den größeren Teil der Mitglieder
aus. Das Verhältnis von 1/3 Aktive zu 2/3 Unterstützende pegelte
sich als typische Strukturierung heraus. Jugendliche waren im Verein bis
1924 nicht organisiert.
Der "Rudersport" vermerkte 1913 sogar, dass der
Rudersport "trotz der günstig zu nennenden Wasserverhältnisse
... sehr wenig gepflegt " werden würde.
Krieg
Mit dem Tag der Mobilmachung 1914 (1.8.) wurde fast mit einem Schlag
der Ruderbetrieb stillgelegt. In kurzer Zeit wurden fast alle aktiven Mitglieder
eingezogen. Für die daheim gebliebenen Mitglieder waren die Prioritäten
anders gesetzt - das Bootshaus verödete innerhalb weniger Wochen.
Die Durchfährt unter der Eisenbahnbrücke wurde 1914 genauso gesperrt,
wie die Durchfahrt durch die Stadtbrücke. 1915 wurde die Sperre schrittweise
aufgehoben, blieb jedoch beschränkt auf die Zeit zwischen Sonnenauf-
und -untergang. Weitere Wanderfahrten konnten nur mit Erlaubnisscheinen
durchgeführt werden. Ab 1917 ruhte der Tourenverkehr vollständig.
Die Kriegsgeschehnisse im Hintergrund wurde das Hochwasser der Oder (Pegelstand
5,20 m), welches das Bootshaus und seine Einrichtung bedrohte, fast zu einer
Nebensache. Das Bootshaus hielt stand, wenn auch erheblich mitgenommen.
Von den 120 Vereinsmitgliedern im Jahre 1914 wurden 66 in die Kriegsmaschinerie
gezogen bzw. haben sich freiwillig gemeldet. 14 von ihnen kehrten nicht
wieder in den Verein zurück.
Unabhängig, mit welcher Überzeugung die Menschen in den Krieg
gezogen sind, so mag der Tod der konkreten Personen und das nur zu erahnende
Leid der Angehörigen mahnen, nie wieder Kriegsgelüsten zu fröhnen.
Am 1. Februar 1919 führte der FRC die erste Jahres-Hauptversammlung
nach dem Kriege durch. 31 Mitglieder folgten den ernsten Ausführungen
des Vorsitzenden, Hans Reinmann:
Die sportliche Betätigung kam im letzten Kriegsjahr fast vollständig
zum Erliegen. Im wesentlichen beschränkte sich die Vereinstätigkeit
auf den "Liebesgabenausschuss" - der auf Vereinsbasis organisierte
Versuch, den im Krieg befindlichen Clubkameraden monatlich sowohl Zigaretten
u.ä., als auch einen Bericht über das Wohlergehen sämtlicher
sogenannter "Clubkrieger" zukommen zu lassen. Die Antworten der
Ruderkameraden - mehr als 3.000 Briefe und Karten - wurden dafür genutzt.
Die notwendigen Geldmittel, im ganzen etwa 3.500 Mark waren Spenden der
Vereinsmitglieder.
Der FRC hatte bereits vor 1914 den Beschluss gefasst, ein neues Bootshaus
zu bauen. Ein Bootshaus-Erneuerungsfonds wurde eingerichtet und Teile der
Mitgliedsbeiträge in diesen Fonds gezahlt. Doch auch nach dem Krieg
war an den Neubau nicht zu denken.